Station 1: Küche der St. Augustinus-Schule, Hildesheim
Oscar, Julia und Jan haben Spaß beim BackenChris Gossmann/Caritas
"Bitte nicht vom Teig naschen!" ruft Angela Schrader in die Schulküche. Acht Schülerinnen und Schüler der St. Augustinus-Schule in Hildesheim stehen schon am frühen Morgen mit Mehltüten und Rührschüsseln an den Arbeitsplatten, alle in den violetten T-shirts der 72-Stunden-Aktion. Das Rezept für den Fantakuchen steht mit Kreide an der Tafel. Vanille-Muffins soll es auch geben. "Die Kekstüten sind schon gepackt", sagt Marianne Aselmeyer. Die beiden Lehrkräfte koordinieren die Aktion der Schüler:innen, die die Idee hatten, sich mit dem Gebäck bei den Mitarbeitenden des nahen St. Bernward-Krankenhauses zu bedanken. Maria, Sozdai und Ilayala lassen sich beim Backen von Dr. Marie Kajewski helfen. Durch die Küche schallt der Techno-Beat von Scooter, Musik des 72-Stunden-Radios, das der BDKJ Osnabrück während der Aktion sendet.
Verteilt wird das Gebäck von den Jugendlichen und den Grünen Damen, den ehrenamtlichen Helferinnen im Krankenhaus. Rita Willke, Theresia Kröning, Gerlinde Gielnik-Rieger und Birgit Kühn stehen normalerweise Patientinnen und Patienten tröstend, zuhörend und helfend zur Seite. "Das Sie sich im hektischen Krankenhausalltag Zeit für die Kranken nehmen, ist ein wunderbares Geschenk", sagt Marie Kajewski. Jetzt sorgen die grün-violetten Mehrgenerationsteams dafür, dass den Mitarbeitenden eine süße Freude gemacht wird.
Station 2: Quartierszentrum Hugo-Luther-Straße, Braunschweig
Das niedrige Haus mit den hellen Wänden, den hölzernen Fensterläden und dem kleinen Garten ragt
Ab ins Beet mit den gespendeten PflanzenChris Gossmann/Caritas
heraus in der Reihe der etwas trostlosen Mehrfamilienhäuser in der Hugo-Luther-Straße im westlichen Ringgebiet in Braunschweig. Auch der Garten ist ein Farbklecks. Überall blühen Stiefmütterchen und Primeln. In den Kübeln recken Kap-Margeriten, Lavendel und sogar Kräuter ihre Blätter ins Aprilwetter. "Das haben wir gemacht", teilen Jakob, Dominik, Nina, Mia, Finn und Elias mit. Sie leisten gerade Freiwilligendienst im FSJ oder BFD und sind mit 23 Mitstreiter:innen in ihrer Seminarwoche. Die Pflanzaktion im Rahmen der 72-Stunden-Aktion machen sie auf Bitten von Melanie Moronga, geschäftsführende Leitung des Mütterzentrum/MehrGenrationenhauses im Quartierszentrum. "Die zwölf Kisten Blumen und Kräuter haben wir als Spenden beim ‚Food Sharing‘ bekommen", sagt sie. "Wir sind ein bunter Haufen und da freuen wir uns, dass der Garten jetzt so bunt ist und die jungen Leute so motiviert bei der Sache sind." Die gepflanzten Kräuter können für den tägliche Mittagstisch genutzt werden, den das Mütterzentrum hier anbietet. "Mich beeindruckt das breite Angebot und die praktische Hilfe, die das Zentrum hier in Braunschweig bietet", kommentiert Marie Kajewski die Arbeit des Zentrums, das von der Ev. Kirche, vom Stadtteilbüro Plan-Kontor und dem Mütterzentrum/MehrGenerationenhaus betrieben wird.
Station 3: Bahnhofsmission Hauptbahnhof Hannover
Viel Andrang bei der KaffeetafelChris Gossmann/Caritas
280.000 Menschen strömen im Jahr durch den Hauptbahnhof in Hannover. Am hinteren Ausgang gehen die meisten ein bisschen schneller. Hier treffen sich die Gestrandeten: Gesichter vom Leben gezeichnet, mit schief getretenen Schuhen, verbundenen Wunden, oft voll Alkohol oder Drogen. Da ist die Bahnhofsmission am Nordwestausgang ein kleiner Lichtblick. 200 Quadratmeter Ruhe, Sauberkeit, Toiletten, Getränke und Menschen, die zuhören können.
Aprilwetter: Wind, Sonne und Regenschauer wechseln sich ab. "Hätten Sie vielleicht ein paar Socken und eine Unterhose?", fragt ein kleiner Mann an der Tür der ökumenischen Einrichtung - offensichtlich nass von Kopf bis Fuß. Schnell ist das Passende in der kleinen Kleiderkammer gefunden. "Uns gibt es schon seit 1896", sagt Karen Hammerich, die geschäftsführende Vorständin der Bahnhofsmission Hannover. Das Team besteht aus rund 25 Ehrenamtlichen und fünf Festangestellten. "Wir helfen jedem, der uns um Hilfe bittet - völlig unvoreingenommen". Dabei sind die hilfreichen Menschen mit den blauen Westen die erste Anlaufstelle. Die Bahnhofsmission steht in enger Verbindung mit anderen Diensten und Einrichtungen, um Menschen gezielt weiter vermitteln zu können, die größere Probleme haben. Und so suchten sich die Jugendlichen des Jugendpastoralen Zentrums Tabor in Hannover auch die Bahnhofsmission als Zielort ihres sozialen Projekts für die 72-Stunden-Aktion aus.
"Ich glaube, so eine kostenlose Kaffeetafel ist für die Menschen kostbar", sagt ein junges Mädchen, das mit Schwester Birgit Stollhoff, Marie Kajewski und vielen anderen Kaffee und Kuchen verteilt. Die Schlange ist schnell lang und die Auswahl riesig: Kokoskuchen, Apfelkuchen, Donauwelle, Kirschkuchen, Muffins - ausgewählt aus 30 Rezepten. Und da die Aktion für zwei Tage angedacht ist, wird noch weitergebacken.
Manch einer stellt sich mehrfach an, um starken Kaffee, Tee und Gebäck in jeglicher Variation zu erhalten und sich an diesem kalten, stürmischen Tag hinterm Bahnhof wenigstens etwas aufwärmen zu können. Ein Mann mit grauen Haaren fragt sogar scherzhaft, ob die Aktion an allen Bahnhofsmissionen in Deutschland laufe und er mit Hilfe des Deutschlandtickets einen Apfelkuchen-Test-Wettbewerb starten solle. "Aber der hier ist bestimmt der beste", meint er mit einem Lächeln.
Nach drei Projektbesuchen im Bistum Hildesheim steht für die neue Caritasdirektorin Dr. Marie Kajewski fest: "Die 72-Stunden-Aktion ist wichtig, um die beeindruckende Vielfalt des Engagements junger Menschen sichtbar zu machen. Dieses Engagement ist der Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält."