Die Beratungsstellen der Caritas liefern alarmierende Zahlen zu den Folgen der gestiegenen Energiekosten für einkommensschwache Familien. Eine Umfrage zeigt, dass immer mehr Menschen Schulden machen müssen, um ihre Rechnungen für Energie begleichen zu können.
Wie sich die steigenden Energiepreise in der Caritas-Beratung bemerkbar machen, zeigt eine Umfrage unter knapp 300 Beraterinnen und Beratern der Caritas-Schuldnerberatung, der Allgemeinen Sozialberatung und der Migrationsberatung aus Dezember. 88 Prozent der Befragten berichten, dass Hartz IV-Empfängerinnen und -Empfänger, die in die Beratungsstellen kommen, Energieschulden haben. Bei anderen Menschen, die Leistungen (etwa Wohngeld und Kinderzuschlag) empfangen, nennen sie das Problem für 77 Prozent.
Ralf Ritter, Schuldnerberater und Geschäftsführer des Caritasverbandes für die Landkreise Uelzen/Lüchow-Dannenberg, berichtet aus seiner Beratungspraxis von Energie-Mehrkosten für Haushalte im Umfang von 30 Prozent. "Das können einkommensschwache Familien nicht tragen", sagt der Experte. "Menschen in ländlichen Regionen sind von den gestiegenen Preisen dreifach betroffen: Sie fahren meist alte Diesel, in den Wohnungen wird mit Öl oder Gas geheizt und die hohen Stromrechnungen kommen obendrauf", so Ritter weiter.
"Die Stromkosten sind im Regelbedarf nicht hinreichend gedeckt. Wir dürfen Energiearmut nicht sehenden Auges akzeptieren", so Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa. 2022 wird sich die Situation verschärfen. Erst dann liegen die Jahresabrechnungen vor, müssen Öltanks wieder aufgefüllt werden, laufen Preisbindungsfristen aus und werden die Tariferhöhungen der Energieversorger wirksam. Schuldnerberater Ritter rät: "Es ist total wichtig, bei Zahlungsschwierigkeiten rechtzeitig die Beratungsstellen aufzusuchen - also nicht auf den letzten Drücker. Nicht erst kurz bevor oder nachdem Strom oder Gas abgestellt worden sind."