Hildesheim/Berlin, 18.09.2023. Heute werden die Initiator:innen der Kampagne "Freiwilligendienst stärken" eine Anhörung im Petitionsausschuss des Bundestages haben. Erreicht eine Petition über 100.000 Unterschriften, so gibt es diese parlamentarische Verpflichtung. Und die Anhörung ist dringend notwendig, da der aktuelle Bundeshaushalt massive Kürzungen vorsieht.
Im nächsten Jahr sollen für alle Dienste 78 Millionen Euro weniger zur Verfügung stehen, ein Rückgang von rund 25 Prozent. Dieser würde dafür sorgen, dass jede vierte, mit einer weiteren Streichung in 2025 sogar jede dritte Stelle der knapp 100.000 Freiwilligendienstplätze wegfallen könnte.
Nelly Schrader aus Wolfenbüttel startete Aktion
Gestartet wurde die Petition von Nelly Schrader aus Wolfenbüttel. Die 20-Jährige war selbst Bundesfreiwillige und beklagt schon die bisherige finanzielle Ausstattung. Im NDR sagte sie, dass junge Menschen, die den Dienst machen, meist am Existenzminimum leben. Sie selbst hat 330 Euro Taschengeld bekommen. Dafür habe sie an ihrer alten Schule in Wolfenbüttel jeden Tag im Sportunterricht mitgearbeitet.
Heute wird die Petition symbolisch an die Vorsitzende des Petitionsausschuss übergeben, danach folgt die Anhörung. Am Mittwoch findet unter dem Motto "#Freiwilligendienstestärken - Kürzt uns nicht weg!" eine Demonstration in Berlin statt, Start um 13 Uhr auf dem Potsdamer Platz.
Mit der Petition setzt sich die Kampagne für die Verbesserung der Rahmenbedingungen im Freiwilligendienst ein und konnte so im Sommer innerhalb einer
Vier-Wochen-Frist über 100.000 Unterschriften sammeln. Untern anderem hat sie gefordert:
-
Taschengeld, angelehnt an BAföG-Höchstsatz
-
kostenlose Nutzung des Nah- und Fernverkehrs
-
besserer Zugang zu Wohngeld und Wegfall der Anrechnung des Taschengeldes bei Unterhalt und Sozialleistungen der Eltern oder Geschwister (seit Sommer gesetzlich umgesetzt)
-
mehr Wertschätzung, etwa durch die Anrechnung des Dienstes auf Ausbildung/Studium
Zur Anhörung sagen die Initiator:innen: "Dass wir jetzt im Petitionsausschuss unsere Forderungen diskutieren, ist dem Engagement unzähliger Freiwilligendienstleistenden sowie ihren Freunden, Familien sowie den Verbänden und Trägern der Freiwilligendienste zu verdanken. Als wir die Petition gestartet haben, wollten wir die Freiwilligendienste besser machen. Jetzt müssen wir aber alles unternehmen, um die massiven Kürzungspläne der Bundesregierung bei den Freiwilligendiensten zu verhindern."
Weitere Informationen: