Hildesheim, 30.04.2024. Die Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, Eva Maria Welskop-Deffaa hat heute die Babylotsinnen am St. Bernward-Krankenhaus in Hildesheim besucht. Das Programm Babylotse dient dem vorbeugenden Kinderschutz und der frühen Gesundheitsförderung. Die Lotsinnen beraten Eltern in der Geburtsklinik. Welskop-Deffaa will mit ihrem Besuch darauf aufmerksam machen, dass das Programm unzureichend finanziert ist. Sie wird von der neuen Direktorin des Caritasverbandes für die Diözese Hildesheim Dr. Marie Kajewski begleitet.
Dr. Marie Kajewski und Eva Maria Welskop-Deffaa bei den Babylotsinnen im St. Bernward-Krankenhaus HildesheimSvenja Koch / Caritas
Eva Maria Welskop-Deffaa: „Ich bin ein großer Fan des Babylotsen-Programms. Die Zeit direkt nach der Geburt hier in der Klinik zu nutzen, um Müttern und Vätern mit Problemen Hilfsangebote zu machen, ist großartig. Ich setze große Hoffnung in die Konferenz der Gesundheitsminister der Länder, dass sie sich auf eine Regelfinanzierung dieses Programms einigen.“
Ute Mordeja, Babylotsin am St. Bernward-Krankenhaus, kann bestätigen, dass die Eltern in der Geburtsklinik offener über ihre Sorgen sprechen und sich beraten lassen. Das gilt auch für Emma Reimann, die im März ein Mädchen mit einem Geburtsgewicht von knapp 800 Gramm zur Welt brachte. Nur Stunden nach ihrem Ruf nach Hilfe waren die Babylotsinnen an ihrer Seite. Es war die zweite Frühgeburt der jungen Frau. Sie sagt: „Es war schlimmer als beim ersten Mal, aber mit der Hilfe der Babylotsinnen geht es uns gut.“ Emma Reimann kann im Krankenhaus schlafen, eine Haushaltshilfe unterstützt sie. „Wir sind in einer Geborgenheitsblase und haben Richtung und Halt.“
Babylotsinnen gibt es bundesweit an fast 100 Geburtskliniken. 2023 erreichten sie über 36.000 Familien. Der Bedarf ist groß. Denn die ersten Jahre prägen das gesamte weitere Leben eines Menschen. Die Lotsinnen arbeiten an der Schnittstelle zwischen Klinik und psychosozialen Hilfen. Ihnen fallen Belastungen und Krisen in der Familie früh auf. Ob es nun um Verständigungsschwierigkeiten, Probleme des Melderechts oder Anzeichen von Armut oder psychischer Erkrankung von Mutter oder Vater geht.
Doch die fehlende Finanzierungssicherheit erschwert für viele Kliniken den Einstieg in das Programm. Die Caritas setzt sich seit langem für eine Regelfinanzierung ein. Ganz aktuell hat sich der Arbeitskreis der Sozialpolitischen Sprecher in einem Brief an die jeweiligen Landesgesundheitsminister gewandt. Im Schreiben an Minister Philippi heißt es unter anderem: „Die Wirksamkeit für Familien, aber auch die entlastende Wirkung für das medizinisch-pflegerische Personal an Geburtskliniken ist wissenschaftlich vielfach belegt.“ Und weiter: „Wir sind Ihnen sehr dankbar, wenn auch Sie sich mit uns gemeinsam für die Regelfinanzierung von Lotsendiensten einsetzen!“
Am 12./13. Juni steht die Finanzierung des Programms Babylotse erneut auf der Tagesordnung der 97. Gesundheitsministerkonferenz in Travemünde. Das Thema war bereits zweimal verschoben worden.