Geschirr klirrt, Plastiktüten rascheln, Frauenstimmen lachen; Wenn man die Treppenstufen zur Kleiderkammer der Caritasstelle Friedland hinabsteigt, kommen einem diese Geräusche und ein leichter Geruch nach Keller entgegen. Kein Wunder bei den Mengen an gebrauchter Kleidung, Spielzeug, Haushaltswaren, Schuhen und Koffern, die dort auf die Bewohnenden des Grenzdurchgangslagers warten. Für bis zu einem Euro können sie dort etwas Gespendetes erwerben. Was genau sie kaufen, muss abgezeichnet werden, damit sich eine Person nicht mit Waren für mehrere Leute eindecken kann. Es soll fair zugehen. Und darauf achten die Ehrenamtlichen, ohne die die Kleiderkammer so gar nicht existieren könnte.
Marie-Luise Schwarz ist wohl eine der dienstältesten Ehrenamtlichen der Kleiderkammer in Friedland. In ihrer Freizeit anderen zu helfen, sei für sie eine Selbstverständlichkeit: "Als Kind habe ich schon meinem Großvater geholfen, der hauptamtlich im Lager in Friedland gearbeitet hat.” Auch als sie im Erwachsenenalter ihren Heimatort verließ, hat sie das Ehrenamt nie losgelassen. Nach dem Tod ihres Mannes machte sie eine Ausbildung zur Trauerbegleiterin und engagiert sich seitdem ehrenamtlich in einem Hospiz. Auch im Museum in Friedland ist sie ehrenamtlich tätig. In der Kleiderkammer ist die Rentnerin seit 2012 Ehrenamtliche - und hat so einige Erfahrungen sammeln können: "Wenn Kenianerinnen kommen, hängen wir bunte Kleidung auf. Menschen aus arabischen Ländern mögen es lieber in Schwarz, ohne Muster.”
Angela Dümpelmann, Marie-Luise Schwarz und Rosemarie Just sind Ehrenamtliche der Caritas.Kimberly Krüger
Die angekommenen Spenden zu sortieren, ist meist das erste Tagwerk der Ehrenamtlichen in der Kleiderkammer der Caritasstelle Friedland. Je nachdem, ob ein Flug mit Geflüchteten Menschen angekündigt wird, wird die Ware entsprechend den Erfahrungen von Marie-Luise Schwarz und ihren Mitstreitenden ausgetauscht. Auch auf die Saison wird selbstverständlich geachtet. Mindestens einmal in der Woche stehen Marie-Luise Schwarz, Angela Dümpelmann und Rosemarie Just in der Kleiderkammer und sortieren, beraten, packen ein und kassieren ab.
"Ich komme gern mit anderen Menschen in Kontakt, lerne etwas dazu”, erklärt Rosemarie Just. Berührungsängste habe sie keine, sie sei früher auch viel und gerne gereist. Grundsätzlich würde die Rentnerin auch gern öfter in der Kleiderkammer helfen, an den anderen Wochentagen werde sie aber von ihren Enkelkindern in Beschlag genommen. "Und dort hilft man natürlich auch gern”, sagt sie mit einem Lächeln. Angela Dümpelmann hat bei der Menschenrechtsorganisation Amnesty International gearbeitet. "Mir ist der Kontakt zu Menschen aus anderen Ländern also nicht fremd”, sagt sie. Gemeinsam mit den beiden anderen Frauen trifft man sie meist donnerstags in der Kleiderkammer an. Sie sind ein eingespieltes Trio.
Betrieben wird die Kleiderkammer der Caritasstelle Friedland ausschließlich von Ehrenamtlichen und einer/einem Freiwillige:n im Bundesfreiwilligendienst. Wer eine Spende vorbeibringen möchte, sollte vorher anrufen und einen Termin vereinbaren. Telefon: 05504-9499650.
Info: Das Grenzdurchgangslager Friedland ist eine Aufnahmeeinrichtung für Spätaussiedler:innen, Asylbewerber:innen und Flüchtlinge, die im Rahmen legaler Aufnahmeprogramme nach Deutschland einreisen. Friedland gehört zu einem der Standorte der Landesaufnahmebehörde Niedersachsen.