Mit Blick auf die 150 Teilnehmer:innen war die Referentin Dr. theol. Ursula Wollasch überwältigt. Sie hätte nicht damit gerechnet, dass das Thema "Haltung" auf ein solches Interesse stoßen würde. Interessierte Fach- und Leitungskräfte aus Kitas, aus Einrichtungen der Kinder-, Jugend- und Behindertenhilfe sowie aus der Elisabeth-von-Rantzau-Schule fanden den Weg zum Tagungsort am Pfaffenstieg in Hildsheim
Pädagogische und religiöse Aspekte
Traditionell sind die Fachtage immer auch ein Ort zum Austausch, Netzwerken: einfach einmal mit Kolleg:innen zu plaudern, abseits von den Herausforderungen des Alltags mit Fachkräftemangel und anderen Sorgen. Doch das Thema der "Haltung" zog die Gruppe in den Bann. Es war die Einladung sich mit diesem "Zauberwort" genauer zu befassen und dabei pädagogische, ethische und religiöse Aspekte kennenzulernen.
Nach der Begrüßung durch Sabine Lessel-Dickschat, der stellvertretenden Caritasdirektorin und Leiterin der Abteilung Tageseinrichtungen für Kinder und Dr. Stefan Witte, dem Vorstand der Stiftungen Altenhilfe, Behindertenhilfe und Kinder- u. Jugendhilfe im Bistum Hildesheim stellte Dr. theol. Urusla Wollasch ihre Thesen in den Raum. Sie ist freiberufliche Autorin, hat in christlicher Sozialethik promoviert und war bis 2020 Geschäftsführerin des KTK-Landesverbandes in der Diözese Rottenburg-Stuttgart (https://www.lvkita.de/ueber-uns-01.html). Sie führte abwechslungsreich und gut verständlich durch das komplexe Thema und band immer wieder das Publikum dialogisch in ihre Ausführungen ein.
Kulturelle Vielfalt annehmen
Sie referierte zunächst zum Buch "Kulturelle Vielfalt annehmen und gestalten", das die Landesregierung Baden-Württemberg in Zeiten des Flüchtlingszustroms 2015 herausgebracht hatte und das sie auch heute noch empfiehlt (https://www.herder.de/kindergarten-paedagogik/shop/p1/50035-kulturelle-vielfalt-annehmen-und-gestalten-kartonierte-ausgabe/). Doch sie kritisierte, dass die Landesregierung mit moralisierenden Ermahnungen an die Fachkräfte die eigene politische Untätigkeit kaschiert habe.
Alltagsnahes Beispiel
Ein Beispiel aus ihrer Beratungstätigkeit machte dann deutlich, wie "Haltung zu Verhalten" führt.
Ursula Wollasch berät die Kreuzschwestern aus Bingen/Rhein in Sachen Zukunftsfähigkeit in ihren Einrichtungen mit rund 1.200 Mitarbeitenden. Sie diskutierte in der Gruppe, wie spezifisch christliche Haltungen aussehen und was sie für eine pädagogische Haltung bedeuten können. Dafür analysierte sie ein alltägliches Kita-Thema ausführlich: das Wechseln von Windeln. Am Ende des Fachtages wurde deutlich: Haltung hat viel mit Motivation zu tun, mit der Freude an der Arbeit, mit Empathie und Neugier, aber auch mit Freiheit und selbstbestimmtem Arbeiten. Sie kann eine innere Energiequelle in schwierigen Zeiten sein.