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Impfpflicht muss über Einrichtungen der Pflege und Bildung hinaus gehen
"Wir haben inzwischen seit Mitte Dezember 2021 eine einrichtungsbezogene Impfpflicht. Wir setzen die in den Caritas-Einrichtungen auch um, wobei wir die Hilfsangebote auch für Ungeimpfte offenlassen, etwas in der Schwangerschafts- und Konfliktberatung. Doch ich empfinde es als ungerecht, dass nun ausgerechnet die Berufsgruppen, die unter dem Fachkräftemangel und in ihrer Arbeit am meisten an den Folgen von Corona zu leiden haben, nun auch die bisher einzigen sind, die einer Impfpflicht unterliegen. Für diese Beschäftigten wäre es ein Zeichen der Solidarität, wenn alle anderen sich auch impfen ließen. Davon sind wir noch weit entfernt."
Doch Corona bleibt ein weltweites Problem. Die Hilfsorganisation Oxfam hatte am 17. Januar 2022 darauf aufmerksam gemacht, dass sich in Pandemie-Zeiten das Vermögen der zehn reichsten Menschen verdoppelt habe, aber Millionen Menschen durch die Folgen der Pandemie in die Armut und den Hunger gerutscht sind, ohne dass Hilfe in Sicht ist. Achim Eng: "Wir müssen dazu kommen Konzerne und Superreiche zur Finanzierung sozialer Grunddienste stärker zu besteuern und die Wirtschaft am Gemeinwohl auszurichten." So müsse die Einführung der Vermögensteuer wieder in Erwägung gezogen werden, und es brauche eine einmalige Abgabe auf sehr hohe Vermögen. Wohlfahrtsorganisationen wie die Caritas sind weltweit vernetzt und leistungsstark, können die Last zunehmender Verelendung aber keinesfalls alleine schultern.
Heute vor einem Jahr waren flächendeckende Impfangebote noch eine Zukunftsvision. Mittlerweile sind über drei Milliarden Menschen zweifach gegen Covid-19 geimpft, doch nur rund neun Prozent von ihnen stammen aus Ländern mit niedrigem Einkommen. "Not sehen und Handeln ist der Auftrag der Caritas. Millionen Menschen sind wegen der ungerechten Impfstoffverteilung an der Pandemie und ihren Folgen gestorben. Die Impfstoffe müssten als öffentliches Gut behandelt werden, auch weil Regierungen ihre Entwicklung mit viel Steuergeld gefördert hätten. Der Patentschutz für Covid-19-Impfstoffe müsse ausgesetzt werden", fordert der Caritasdirektor.