Hildesheim. "Wenn Menschen der Strom abgestellt wird, ist das beschämend in einem reichen Land wie dem unseren", sagt Diözesan-Caritasdirektor Achim Eng anlässlich einer neu veröffentlichten Studie "Ursachen von Stromsperren in Privathaushalten", die vom Deutschen Caritasverband (DCV) gemeinsam mit dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) erstellt wurde.
Im Jahr 2016 wurde nach Angaben der Bundesnetzagentur rund 330.000 Haushalten der Strom gesperrt. Die Zahl der Androhungen liegt bei über 6 Millionen. Die Studie von DCV und ZEW analysiert nun erstmals, wer von diesen Stromsperren betroffen ist.
Familien mit Kindern und ALG II-Empfänger geraten besonders häufig in Zahlungsrückstand bei der Stromrechnung. Besonders wahrscheinlich werden Sperrandrohungen und Stromsperren, wenn Haushalte bereits anderen Gläubigern gegenüber Schulden haben, etwa durch Kreditkäufe von Autos, Möbeln oder durch Mietschulden.
"In unseren Caritas-Beratungsstellen erleben wir die Not, die durch Energiearmut entstehen kann. Besonders hart betroffen sind Haushalte, in denen alte, kranke und behinderte Menschen, Schwangere und Kinder leben", so Eng. Mit dem Projekt "Stromspar-Check" unterstütze die Caritas die Bezieher von Niedrigeinkommen dabei, den Stromverbrauch zu reduzieren und Stromkosten zu sparen.
"Parallel zu diesem Projekt erwarten wir strukturelle Antworten", fordert Eng. Es müsse geprüft werden, wie soziale Indikatoren in die sogenannte Stromgrundversorgungsverordnung (StromGVV) aufgenommen werden können. Energieversorger sollten in jedem Fall von Energiesperren absehen, wenn laufende Abschläge vollständig gezahlt werden und eine tragfähige Lösung für die Regulierung des Zahlungsrückstands gefunden wurde.
Um Stromsperren wirksam zu vermeiden und Betroffenen zu helfen, bietet die Caritas auch Unterstützung über die Allgemeine Sozialberatung und die Schuldnerberatung.
Link zur Studie
www.caritas.de/stromsperren
Für die aktuelle Studie wurden die Daten im Rahmen der deutschlandweiten Stichtagserhebung des Deutschen Caritasverbandes in den örtlichen Beratungsstellen der Allgemeinen Sozialberatung erhoben. Die Allgemeine Sozialberatung als niedrigschwelliges Beratungsangebot für Menschen in Not gibt es in allen 21 Caritasverbänden und den 4 Sozialdiensten katholischer Frauen (SkF) im Bistum Hildesheim.
Weitere Infos zum Stromspar-Check
www.stromspar-check.de