Tatsächlich wurde das Schiff vor dem letzten Einsatz einer fünfwöchigen Werftzeit unterzogen und in vielen Bereichen grundlegend überholt.
Das Rettungsschiff ALAN KURDI der Hilfsorganisation Sea-Eye im Hafen von PalermoFoto: sea-eye
"Dass unser Schiff festgesetzt wurde, ist reine Schikane, um die zivile Seenotrettung stückweise zum Erliegen zu bringen. Die ALAN KURDI kommt gerade aus der Werft und ist grundlegend überholt. Das einzige Ziel dieser Blockade ist, uns aktiv an der Seenotrettung zu hindern. Statt Menschenrechte zu schützen, werden diejenigen, die es tun, an allen Stellen aufgehalten”, sagt Julian Pahlke, Sprecher von Sea-Eye.
"Die Argumentation der italienischen Behörden, dass man um die Sicherheit der Crew und der Geretteten besorgt sei, wirkt grotesk. Wenn man um die Sicherheit der Geretteten tatsächlich besorgt gewesen wäre, dann hätte man sie zuvor nicht 12 Tage an Bord der ALAN KURDI festhalten dürfen”, sagt Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye. Tatsächlich werde das Handelsschiff MV MARINA eines Hamburger Reeders aktuell vor Lampedusa blockiert, weil es 78 Menschen gerettet hat. Der Reeder weise auf die Notlage der geretteten Menschen hin und erhalte bisher keine Unterstützung.
"Der politisch motivierte Missbrauch dienstlicher Machtbefugnisse durch die italienische Küstenwache verhindert unseren geplanten Einsatz im Mai. Das ist unverantwortlich”, sagt Isler weiter. Sea-Eye stehe im Austausch mit den deutschen Behörden. Dort sei man ebenfalls um eine schnelle Klärung der Situation bemüht. Einen Grund, die ALAN KURDI behördlich festzusetzen, hätten die deutschen Behörden gegenüber Sea-Eye nicht bestätigt.
Die ALAN KURDI hatte am 6. April 150 Menschen aus Seenot gerettet und musste anschließend 12 Tage auf eine politische Lösung warten, ehe die verbliebenen 146 Menschen in Sicherheit gebracht wurden. Vier Personen mussten schon vorher aus medizinischen Gründen evakuiert werden. Am Montag lief das Schiff schließlich nach weiteren 16 Tagen in Quarantäne in den Hafen von Palermo ein, wo es am Dienstag festgesetzt wurde.
Der Caritasverband für die Diözese Hildesheim unterstützt die Hilfsorganisation Sea-Eye mit seiner Kampagne "11. Gebot: Du sollst nicht ertrinken lassen".
"Menschen in Not fliehen auch weiterhin über das Mittelmeer. Mit der ALAN KURDI wurde das letzte aktive Schiff festgesetzt. Aktuell ist dort trotz zahlreicher Notrufe kein Rettungsschiff im Einsatz. Die Lebensretter zu behindern, anstatt sie zu unterstützen, ist ein Skandal", sagt Achim Eng, Caritasdirektor im Bistum Hildesheim. "Der 9. Mai als Europatag hat mit dem Versagen der staatlichen Seenotrettung und der behördlichen Willkür gegenüber den Rettern eine höchst traurige Unterströmung."