"Das Flüchtlingsthema betrifft zunehmend die Jugendsozialarbeit. Wir brauchen regelfinanzierte Maßnahmen zur Teilhabe von jungen Flüchtlingen an der Gesellschaft", sagt Angela Denecke, Geschäftsführerin der Katholischen Jugendsozialarbeit Nord gGmbH (KJS Nord). Teilhabe reiche von Tagesstruktur und Sprachförderung bis hin zu Hilfen für einen Start in den Arbeitsmarkt.
Anfang Februar beschäftigte sich die KJS Nord unter dem Titel "Angekommen - Angenommen" mit der aktuellen Situation junger Flüchtlinge. Teilnehmer/innen aus den fünf Nordbistümern informierten sich über den aktuellen Stand und diskutierten Best-Practice-Projekte.
"Bis jetzt waren Bund, Länder und Kommunen ausschließlich mit der Aufnahme der Flüchtlinge beschäftigt und damit schon an der Grenze der Überforderung. Da blieb noch nicht viel Zeit, um sich über Folgemaßnahmen und Übergänge Gedanken zu machen", sagt der Vorsitzende Günter Sandfort in seiner Eröffnungsrede. Zunächst seien in der Hilfe für Menschen, die fliehen mussten, unzählige Projekte und Programme mit Stiftungs- oder anderen Fördermitteln sowie vor allem mit ehrenamtlicher Unterstützung entstanden.
Mit dem Wort "Angekommen" wurde zunächst die Situation beleuchtet, wie die Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Niedersachsen ankommen, wo sie aufgenommen werden und welche Perspektiven ihnen für das Leben in unserer Gesellschaft eröffnet werden. Dazu wurde aus der Arbeit der Caritasstelle im Grenzdurchgangslager Friedland berichtet. Über eine ganz andere Art des Ankommens informierten sich die Teilnehmer/innen mit der Inobhutnahme von unbegleitet minderjährigen Flüchtlingen in Niedersachsen.
Eine zentrale Aufgabe ist die Integration der Kinder und Jugendlichen in Bildung, Ausbildung und in den Sozialraum. Leider bedeutet das nicht, dass die Dienste und Einrichtungen der Flüchtlingshilfe sowie der Jugendsozialarbeit in der Lage sind, umfassend auf den Bedarf und die Bedürfnisse der ankommenden jungen Menschen einzugehen. Dazu gab es den zweiten Schritt unter dem Leitgedanken des "Angenommen-Seins". Es wurden verschiedene Aspekte der gegenwärtigen Problemlagen aus unterschiedlichen Perspektiven der Jugendsozialarbeit beleuchtet und an Praxisbeispielen aus dem Teilnehmer/innenkreis dargestellt.
Stephanie Miller, Caritasmitarbeiterin im JMD stellte ein neues Netzwerk-Projekt vor, in dem der Standort Bremen-Nord ein Modell von 24 bundesweit teilnehmenden ist. Zur Arbeit gehören Offene Sprechstunden, Einzelberatung und Gruppenangebote für Flüchtlinge von 17 bis 27 Jahren. "Junge Männer verbringen ihre Freizeit weitgehend in den Unterkünften." Deshalb seien Freizeit- und Sportangebote wichtig, "Einkaufen und Kochen - mit allem, was dazugehört". Langfristiges Ziel sei Hilfe beim Einstieg in den Arbeitsmarkt.
Doris Ommen (Jugendförderungswerk Vechta) und Josef Hilgefort (LCV Vechta) stellten ein Konzept niedrigschwelliger Sprachkurse mit tagesstrukturierenden Anteilen vor. Diese umfassen 200 Unterrichtsstunden und dauern vier Monate. Aktuell starte, trotz unsicherer Finanzierung, der 4. Kurs. Ommen berichtete von "sehr motivierten Jugendlichen, die gerne eine Ausbildung machen würden". Zielgruppe sind auch hier Flüchtlinge im Alter von 17 bis 27 Jahren, die auf einen Integrationskurs warten. Die Teilnahme sei freiwillig. "Inzwischen fragen Jobcenter, Kommunen und Landkreise nach Plätzen für Teilnehmer/innen. Wir machen das mit unseren Bordmitteln, sowie mit Geldern aus Stiftungen und Förderprogrammen. Es wird von allen angefragt, aber es gibt keine geregelte Finanzierung."
Therese Aniol vom Caritasverband Osnabrück stellte das Projekt "Salvete" vor: Hauptamtliche Betreuung von Flüchtlingen. Nach sorgfältiger Bestandsaufnahme ginge es nun um den Aufbau von Strukturen. Zum Thema Freiwilligen-Management sagte Aniol, junge Freiwillige würden gerne bei Umzügen helfen. "Das machen Studenten, weil es sich um einen überschaubaren Aufwand handelt. Nebenbei fördert es Kontakt und Integration." Es sei neu, dass Caritas-Arbeit von den politischen Ereignissen, wie in Köln, abhänge. Inzwischen habe sich die Situation aber wieder normalisiert und es gehe um die nächsten Schritte.
Im Folgenden beschäftigte sich die Veranstaltung mit der aktuellen Flüchtlingspolitik auf Bundesebene. So wurden auch hier noch einmal die Hemmnisse und Grenzen sowie die Herausforderungen für die Jugendsozialarbeit erörtert. Zum Abschluss der KJS-Jahrestagung stellte Christian Remark, JMD-Fachreferent der KJS Nord die Arbeit an seinem Projekt vor. Darin machte er deutlich, welche Bedeutung die Salutogenese als grundlegend zu beachtende Werthaltung zukünftig in der Arbeit bei jungen Flüchtlingen haben wird.