Dorothee Thielen kennt die Caritas-Mutter-Kind-Klinik aus eigener Erfahrung. Vor acht Jahren war sie mit ihren Kindern auf der Insel und erinnert sich gerne an die Zeit und ein gemeinsames Erlebnis mit ihrer Tochter zurück. "Das Pony vor der Kutsche wollte immer nur fressen und ging nicht voran", erzählt sie. Dass die Kutschfahrt trotzdem ein Highlight geworden sei, habe an der Teamarbeit mit ihrer Tochter gelegen. "Das hat uns noch mehr zusammengeschweißt", so Thielen.
Sorgen auf der Insel lassen
Sie erinnert sich auch an die Begrüßungsansprache der Klinikleiterin Andrea Eberhardt-Soumagne. Sie hatte damals betont, wie unerlässlich die Mitarbeit der Mütter bei den Maßnahmen sei, wenn nach drei Wochen Aufenthalt Probleme in der Familie gelöst werden und neue Kraft für den Alltag gewonnen werden sollte. "Das war auch eine Erlaubnis, in diesen drei Wochen zuerst an sich selbst zu denken. Man darf Sorgen auf der Insel lassen, der Koffer soll bei der Abreise leerer sein. Vielleicht ist dann auch Platz, was Neues einzupacken", meint die Bundesgeschäftsführerin der KAG Müttergenesung. Als Lobbyistin auf Bundesebene für die Vorsorge- und Reha-Maßnahmen für Mütter, Väter und Kinder weiß sie, wie wichtig diese Aufenthalte für erschöpfte Eltern und deren Kinder sind. Hier auf Langeoog habe das Haus hervorragende Mitarbeiter:innen - "egal, ob es um die psychosoziale Beratung oder die liebevolle Kinderbetreuung geht".
Beziehungsdistanzierte Familien
Der Bedarf ist bundesweit weiter riesig. Thielen beklagt, dass Mütter und Väter in der Gesellschaft weiter stiefmütterlich behandelt werden. "Wir haben zum Teil Wartezeiten für Kliniken von zwölf Monaten und länger. Das halten die Eltern irgendwie aus - aber die gesundheitlichen Belastungen können sich in dieser Zeit verschlimmern."
Zudem sind die Probleme, die in den drei Wochen Aufenthalt angepackt werden, komplexer geworden. "Wir erleben heute Eltern in ‚beziehungsdistanzierten‘ Familien." Als Beispiel nannte sie: "Da ist der Blick aufs Smartphone wichtiger als ein Kind, das um Aufmerksamkeit bittet. Sich selbst nicht zu verlieren in den vielfältigen Ansprüchen, die heute an Mütter und Väter gerichtet werden, ist nicht leicht. Unser Auftrag in den Kliniken ist, Mütter und Väter darin zu begleiten, ihren Weg zu finden und dabei gesund bleiben zu können."
Sie selbst macht Eltern Mut, sich auf eine Vorsorge- oder Reha-Maßnahme einzulassen. "Wer eine Müttergenesungs-Reise in Anspruch nehme, hat den ersten Schritt geschafft, um etwas für sich selbst, zur Förderung der eigenen Gesundheit und zum Wohl der Familie zu tun", ist Dorothee Thielen. Diese Erfahrung hat sie selber gemacht
Die KAG Müttergenesung
Die Bundesgeschäftsstelle der Katholischen Arbeitsgemeinschaft (KAG) für Müttergenesung hat ihren Sitz in Berlin. Geleitet wird sie von Dorothee Thielen. In ihr sind 20 Fachkliniken und rund 260 Beratungsstellen zusammengeschlossen. Die Arbeitsgemeinschaft ist der größte Trägerzusammenschluss innerhalb des Müttergenesungswerks. In den Kliniken der KAG Müttergenesung gibt es rund 2.000 Plätze, die im Jahr von 30.000 Menschen genutzt werden.