Hildesheim/Berlin, 30.10.2025. Die Zeiten, in denen Kinder und Jugendliche am Weltspartag den Inhalt ihres Sparschweins auf ihr erstes eigenes Sparbuch eingezahlt haben, sind vorbei. Die digitale Transformation des Alltags hat den Umgang von Jugendlichen mit Bankgeschäften und mit ihren Konsumausgaben tiefgreifend verändert. Es braucht dringend mehr und gezieltere Präventions- und Beratungsangebote, fordert die Caritas.
Caritas-Präsidentin Eva Welskop-Deffaa: "In Zeiten wachsender Unsicherheit und spürbarer gesellschaftlicher Umbrüche kann ein schon in der Ausbildung angehäufter Schuldenberg auf dem Online-Konto den Start ins Leben buchstäblich verbauen. Die Zahlen in unseren Schuldnerberatungsstellen zeigen, dass immer mehr junge Menschen betroffen sind."
Verschuldung und Überschuldung junger Menschen sind ein anhaltendes Problem. Laut dem Creditreform Schuldneratlas waren 2024 insgesamt 6,76 Prozent der unter 30-Jährigen überschuldet. Diese Entwicklung korrespondiere mit der zunehmenden Nachfrage nach Ratenkrediten und sogenannten "Buy now, pay later"-Angeboten. Bei Überschuldung sind Menschen nicht mehr in der Lage, ihren finanziellen Verpflichtungen nachzukommen, weil die Schulden das Vermögen oder die laufenden Einnahmen nicht ausreichen, die Verbindlichkeiten zu decken.
"Mit dem Schuldnerberatungsdienste-Gesetz, das noch in diesem Jahr vom Bundestag beschlossen werden muss, soll ein flächendeckender Zugang zur Schuldnerberatung geschaffen werden. Das ist wichtig", sagt Antje Braun, Referentin sozialrechtliche Beratung und Schuldnerberatung beim Caritasverband für die Diözese Hildesheim. "Bildungsangebote benötigen die Menschen aber so frühzeitig wie möglich. Deshalb brauchen wir unbedingt eine dauerhaft finanzierte flächendeckende Schuldenprävention, vor allem auch für junge Menschen."
In der Unübersichtlichkeit der Online-Welt ist es unabdingbar wichtig, reflektierte Finanz- und Konsumentscheidungen treffen zu können, um nicht als junger Mensch in die Schuldenfalle zu geraten - das ist das Credo des Projekts "Young Finance", das der Deutsche Caritasverband nun an 60 Standorten durchführt - als Präventions- und Finanzbildungsangebot für Jugendliche und junge Erwachsene. In ganz Deutschland bieten die Fachleute und Pädagog:innen aus der sozialen Schuldnerberatung der Caritas Unterrichtseinheiten und Workshops zum Thema Finanzen und Verschuldungsfallen an. In Schulen, in Berufsschulen und Jugendzentren.
Mit der großzügigen Unterstützung der Direktbank ING Deutschland konnte im jetzt dritten Projektjahr die Anzahl der teilnehmenden Standorte auf insgesamt 60 verdoppelt werden. Für Schulen und Einrichtungen ist das Angebot dadurch kostenfrei. Insgesamt wurden bislang mehr als 25.000 junge Menschen mit den Präventionsschulungen erreicht.
