Hildesheim/Göttingen, 9.10.2025. Keine Frau macht sich die Entscheidung leicht, ihr Kind nicht selbst großzuziehen. In einer akuten Notlage ist es für Schwangere jedoch entscheidend, einen sicheren und geschützten Weg zu haben. Mit der vertraulichen Geburt hat der Gesetzgeber vor über zehn Jahren eine legale Möglichkeit geschaffen, Kinder medizinisch betreut zur Welt zu bringen. Die Caritas im Bistum Hildesheim will die vertrauliche Geburt bekannter machen.
"Die vertrauliche Geburt schützt das Leben des Kindes und sichert zugleich die Rechte und die Würde der Mutter”, sagt Celine Biesenkamp, Referentin für Schwangerenberatung beim Caritasverband für die Diözese Hildesheim. Bei der vertraulichen Geburt können Frauen ihr Kind medizinisch begleitet gebären und es anschließend zur Adoption freigeben - wenn sie selbst nicht in der Lage sind, für das Kind zu sorgen. "Wer sich bei uns über eine vertrauliche Geburt beraten lässt, kommt aus einer sehr schwierigen persönlichen Situation", sagt Hildegard Schütz von der Schwangerenberatungsstelle der Caritas in Duderstadt. Gründe seien unterschiedlich: Gewalt in der Partnerschaft, eine Erkrankung, große finanzielle Sorgen, eine sehr junge Mutterschaft oder auch die Angst vor Ausgrenzung. Die vertrauliche Geburt könne jedoch eine Perspektive eröffnen, die beiden Seiten gerecht wird: der Mutter und dem Kind.
Während bei einer anonymen Geburt oder Abgabe in der Babyklappe keine rechtliche Klarheit besteht, bietet die vertrauliche Geburt eine rechtlich gesicherte Lösung. Frauen melden sich unter einem Pseudonym in einer Beratungsstelle, werden durch die Schwangerschaft begleitet und können im Krankenhaus medizinisch sicher entbinden. Die Identität der Mutter wird dabei geschützt, bleibt zunächst unter Verschluss, jedoch kann das Kind später das Recht auf Kenntnis seiner Herkunft wahrnehmen. Alle mit der vertraulichen Geburt verbundenen Kosten - vom Transport über die Vorsorge bis zur Nachsorge - werden vom Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA) übernommen.
Beratungsstellen wie die Caritas begleiten die Frauen von Anfang an: bei Fragen zur Geburt, zu rechtlichen Aspekten, zur Adoption und zu Unterstützungsangeboten. "Wir beraten ergebnisoffen und drängen niemanden in eine Richtung", betont Caritas-Mitarbeiterin Hildegard Schütz. "Aber wir wollen verhindern, dass Frauen aus Angst oder Scham in eine ausweglose Lage geraten und ungesicherte, gefährliche Wege wählen."
Seit der Einführung im Jahr 2014 haben in Deutschland über 1.200 Frauen die Möglichkeit genutzt, vertraulich zu gebären. "Viele Frauen kennen nur die Babyklappe oder stoßen im Internet auf dubiose Ratgeberseiten”, sagt Celine Biesenkamp. "Jede Frau sollte wissen: Es gibt eine sichere, legale und von Fachleuten begleitete Alternative."
Weitere Informationen erhalten Schwangere unter der bundesweit geschalteten
Hotline 0800 40 40 020
oder bei den Schwangerenberatungsstellen der Caritas vor Ort.