Peine, 15.11.2023. Im Bundeshaushalt 2024 sind bisher Kürzungen für die Migrationsberatungen von über 30 Millionen Euro vorgesehen. Morgen fällt die Entscheidung. Es geht dabei um die Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE) und den Jugendmigrationsdienst (JMD). Die Pläne stoßen bei der Caritas auf erbitterten Widerstand. Denn wenn Geflüchtete nach der Ankunft in Deutschland nicht beraten und mit den deutschen Regeln vertraut gemacht werden, kann Integration nicht gelingen. Daher ist die Beratung so wichtig. Dann können die Zugewanderten zu Stützen der Gesellschaft werden. Ein Beispiel ist der Metallbauer Adam Harun Abbaker aus Peine, der 2012 aus dem Sudan geflohen ist.
Christine Limböck, JMD-Beraterin der Caritas in Peine, begleitet Adam Harun Abbaker seit Jahren. "Wenn wir sagen: ‚wir brauchen Dich‘ - er ist immer da. Mit offenem Herzen und hochmotiviert", erzählt sie. "Einer, der unserem Land Gewinn bringt." Dabei sah es zunächst gar nicht gut aus für die Zukunft des Sudanesen in Deutschland. Er sollte abgeschoben werden. Die Caritas machte für ihn bei der Härtefallkommission beim Niedersächsischen Innenministerium eine Eingabe. Die gute, jahrelange Integration gab den Ausschlag: Er durfte bleiben.
Hochmotiviert
Nach seiner Ankunft in Peine verschaffte Christine Limböck Adam Harun Abbaker einen Schulplatz. Obwohl schon über 21 Jahre alt, konnte der junge Mann seinen Hauptschulabschluss nachmachen und erhielt einen Ausbildungsplatz. Inzwischen arbeitet er erfolgreich als Metallbauer. Gerade ist er vom Güterwaggonbau in die Solaranlagen-Branche gewechselt: "Mehr schrauben, weniger schweißen", grinst er.
Doch es sah zunächst düster aus. 2018 wurde sein Asylantrag abgelehnt, 2019 seine Klage. Aber Christine Limböck ließ das nicht gelten. Sie wandte sich an die Härtefallkommission und lieferte Dokumente über das umfassende Engagement und die gelungene Integration des Afrikaners, die die Kommission überzeugte. Adam Harun Abbaker ist überall dabei: beim Fußball, in einer Trommelgruppe, bei Erste-Hilfe-Kursen, bei Caritas-Veranstaltungen. Bei seinen Vermietern gehörte er fast schon zur Familie und war Heiligabend eingeladen.
"Ist toll hier"
Seit 2022 hat Adam Harun Abbaker eine Aufenthaltserlaubnis. Doch er sagt selbst, ohne die Migrationsberatung wäre es schwer. "Ich bin damals nach der Ablehnung des Asyls in ein tiefes Loch gefallen. Frau Limböck hat mir Mut gemacht und gesagt, dass wir eine Lösung finden werden." Er ist weiter dankbar für die Unterstützung und möchte etwas zurückgeben. Er fühlt sich gut integriert und ist stolz auf seinen Freundeskreis, einer Mischung aus Deutschen und Zugewanderten. Und er denkt weiter: "Wenn ich Frau und Kinder habe, dann sollen die auch hier aufwachsen. Ist toll hier."