Hildesheim. "Wir müssen inzwischen mit Sperrband arbeiten", sagt Gerhard Nolte vom Caritasverband Peine. Die Caritas in Peine bietet aktuell an zwei Tagen pro Woche offene Beratungsangebote für Flüchtlinge an. Die Sprechstunden sind bis in die Abendstunden belegt. "Unser Migrationsdienst leistet, was er kann, aber das reicht bei Weitem nicht." Kein Wunder bei rund 800 Flüchtlingen allein im Landkreis Peine. Bisher. Weitere 900 sind angekündigt.
Alle 22 Caritasverbände im Bistum Hildesheim erleben starke Nachfrage von Rat suchenden Flüchtlingen. Neben vereinzelter Aufstockung von Stellen im Migrationsbereich hilft vor allem die verstärkte Gewinnung und Betreuung von Freiwilligen. Zunehmend finden die Mitarbeitenden der Caritas auch Freiwillige aus der Gruppe unter den Flüchtlingen.
"Wir fragen bei allem: Wo müssen die Caritas-Beratungs-Profis unter-stützen, was regeln Flüchtlinge alleine, und was funktioniert nur durch Kontakte zu deutschen Familien?", sagt Jutta Mischendahl-Pape vom Caritasverband Verden. Ein Beispiel: Erhalten Flüchtlinge eine Wohnung, müssen sie die einrichten. Hier zeigt sich schnell, wer handwerklich besonderes talentiert ist. Auch das ist deutlich: Die Flüchtlinge helfen mit, wo sie können. Doch klar ist auch: die Flüchtlinge brauchen richtige Arbeit, so die Caritas-Geschäftsführer.
Es gibt drei Trends: Zum ersten zahlen sich jetzt alle ehemaligen Projekte zu Sprachförderung oder Kulturbegegnung aus. "Unsere sogenannten Kulturdolmetscher sind gefragte Sprachlehrer", sagt Gerhard Nolte. Ob gemeinsames Kochen oder das Anlegen eines Gartens - die Einbeziehung der Stärken des Einzelnen hilft sehr und bringt Menschen zueinander, auch wenn Sprache noch auf Hände und Füße angewiesen ist.
Zweitens starten Freiwilligen-Zentren und Vermittlungen neu durch. Die Arbeit ist nur mit zusätzlichen Freiwilligen zu stemmen, und neue Freiwillige melden sich auch in ungewöhnlich hoher Anzahl. Die häufigsten Engagements: Sprachunterricht, Dolmetschertätigkeit, Begleitung bei Behördengängen.
Drittens wird die Arbeit mit Flüchtlingen zur Querschnittsaufgabe. "Wir spüren es bereits in der Schwangerenberatung, die Betreuungsvereine stehen bereit", sagt Anne Burke, Geschäftsführerin vom Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) in Hannover.
Entscheidend sind kreative Lösungen und vielfältige Vernetzung: In Salzgitter und Hildesheim etwa ziehen Flüchtlingsfamilien in leerstehende Alten-Wohnungen. Frauen in der JVA sortieren Kleiderspenden, die Caritas-Jugendwerkstätten trainieren junge Männer, ein Freiwilliges Soziales Jahr für Flüchtlinge wird diskutiert - neue Lösungen finden sich zunehmend außerhalb der Migrationsdienste und der bekannten Freiwilligen-Gruppen.
Fazit der 22 Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer von Caritas und SkF: Es ist viel, es ist heftig, wir sind mittendrin. Die Arbeit der Caritas hängt von der Organisation und Koordination der Kommunen vor Ort ab. Hier funktioniert es noch unterschiedlich gut. Absperrband gehört nicht zum Arbeitsstil der Caritas. Und: Die einheimischen Ratsuchenden werden nicht vergessen.
Information für Freiwillige über Mitarbeit vor Ort
Peter Nagel, Referent für freiwilliges Engagement beim Caritasverband für die Diözese Hildesheim, Telefon 05121 938145
Spenden und Fragen zum "Nothilfe-Fonds für Flüchtlinge"
Hedwig Mehring, Referentin für Migration und Integration beim Caritasverband für die Diözese Hildesheim, Telefon 05121 938160
Spendenkonto
Caritasverband für die Diözese Hildesheim e.V.
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Heribert Schlensok, Referent für Öffentlichkeitsarbeit, Caritasverband für die Diözese Hildesheim, Telefon 05121 938112, Mobil 0177 5247779