Caritasdirektor Achim Eng: Das Thema steht in enger Verbindung zur Kampagne "Du sollst nicht ertrinken lassen"
"Die beschämende Lage in dem Lager und die Brandkatastrophe sind direkter Ausfluss einer verfehlten europäischen Flüchtlingspolitik - die EU muss jetzt geeint den betroffenen Menschen endlich helfen!" schreiben die Unterzeichner. Deutschland hat bis zum Ende des Jahres die EU-Ratspräsidentschaft inne und kann und muss in dieser Funktion Europa zur Aktion bewegen.
Gefordert werden eine sofortige Katastrophenhilfe, um die Erstversorgung der Menschen zu gewährleisten; einen unmittelbaren Beginn der Evakuierung und Aufnahme in europäischen Ländern; und einen Paradigmenwechsel in der Europäischen Flüchtlingspolitik - ein "weiter so" könne es nach dem Brand nicht geben. "Eine gemeinsame europäische Flüchtlingspolitik muss so ausgestaltet werden, dass derartige Tragödien in Zukunft vermieden werden. Zu einer politischen Lösung gehört aber auch eine aktive Friedenspolitik der Staatengemeinschaft, um die kriegerischen Handlungen in Syrien, Afghanistan und andernorts endlich beizulegen", betont Caritas-Präsident Peter Neher.
Achim Eng, Caritasdirektor im Bistum Hildesheim, sagte: "Im Einklang mit unserer Seenotrettungskampagne ‚Du sollst nicht ertrinken lassen‘ gilt auch der Satz: Du sollst nicht 14.000 Menschen auf den Raum von 2.000 zusammentreiben! Wir dürfen nicht weiter hinnehmen, dass Geflüchtete in lebensunwürdigen Umständen leben müssen."
In Deutschland haben sich mehrere Bundesländer und hunderte Kommunen zur freiwilligen Aufnahme von Geflüchteten bereit erklärt. Diese Bestrebungen dürfen nicht weiter blockiert werden. Auch die Deutsche Caritas signalisiert bereits seit Monaten ihre Bereitschaft, die Aufnahme von geflüchteten Menschen von den griechischen Inseln zu flankieren. "Wir können sehr schnell Hilfe und Unterstützung mobilisieren, um Menschen nach ihrer Ankunft in Deutschland zu begleiten," so Eng. "Der Appell des Caritas-Präsidenten zusammen mit 11 anderen Organisationen ist nachdrücklich. Die Politik ist am Zug, darauf zu reagieren. Angesichts der dramatischen Situation in Moria ist jede weitere Verzögerung inakzeptabel. Es geht um das nackte Überleben von Tausenden Menschen, darunter viele Kinder und Jugendliche".
Der Deutsche Caritasverband hat mit seinem Hilfswerk Caritas international bereits am Mittwoch eine 50.000 Euro-Soforthilfe für Lesbos freigegeben. Partner vor Ort ist die Caritas Hellas. Auf diesem Weg sorgt Caritas international durch die Verteilung von Wasser und Schlafsäcken für eine Erstversorgung der Menschen, die nun ohne Obdach sind.
Mehr Information:
Offener Brief vom 11.9.2020 an Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Die Caritas betreibt in Deutschland über 450 Beratungsstellen, die Migranten und geflüchtete Menschen beraten und unterstützen; sie koordiniert den Einsatz von Zehntausenden ehrenamtlich Engagierten in der Flüchtlingshilfe.
Caritas Hellas bietet mit Hilfe des Hilfswerkes des Deutschen Caritasverbandes, Caritas international, den Geflüchteten in Lesbos, Athen, Chios und Thessaloniki Rechtsberatung sowie Sprach- und Integrationskurse an, unterstützt sie bei der Suche nach Arbeit und Wohnraum, leistet psychologische und psychosoziale Hilfe und verteilt Hilfsgüter. Mehr dazu hier.
Hier können Sie für sofortige Hilfe auf Lesbos spenden (Empfänger: Caritas international, IBAN: DE88 6602 0500 0202 0202 02, BIC BFSWDE33KRL Bank für Sozialwirtschaft Karlsruhe, Stichwort "Griechenland").