Seit November 2022 finden Sexarbeitende Rat und Hilfe in den Räumen von KlaRissa in Braunschweig. Die Beratungsstelle in der Leopoldstraße 5 soll der neue Anlaufpunkt für die Prostituierten sein, die in der Bruchstraße oder in "Modellwohnungen" ihren Lebensunterhalt verdienen. In den Räumen von KlaRissa finden Hilfesuchende eine helle, freundliche und geschützte Atmosphäre.
Die Stelle leistet alltagsnahe Hilfen, die das Leben der Sexarbeitenden vereinfachen sollen. Dazu zählen unter anderem die Möglichkeit, einen Computer und das Internet zu nutzen oder Unterstützung bei Behördenangelegenheiten wie zum Beispiel im Hinblick auf Jobcenter-Leistungen, den Krankenversicherungsstatus etc. zu erhalten. Es ist geplant, das Angebot fortlaufend beispielsweise durch ärztliche Untersuchungen, ein Angebot zum Wäschewaschen sowie ein gemeinsames Mittagessen pro Woche zu erweitern.
Klara von Assisi als Namensgeberin
"Nach Schätzungen der Polizei arbeiten freitags zwischen 300 und 350 Personen in Braunschweig in diesem Gewerbe." sagt Dr. Marcus Kröckel, Vorstand des Caritasverbandes Braunschweig, der für KlaRissa verantwortlich ist. Die Stadt Braunschweig fördert das neue Projekt mit 300.000 Euro im Jahr, wie auch die Braunschweiger Zeitung berichtet.
Die Beratungsstelle ist benannt nach der Heiligen Klara von Assisi (1193 - 1253). Die Adlige verließ ihr reiches Elternhaus und verschrieb sich radikaler Armut. Zusammen mit Franz von Assisi gründete sie die Ordensgemeinschaft der Klarissen.
Abhängigkeit, fehlende Krankenversicherung und Gewalterfahrungen
Die Probleme der Sexarbeitenden, mit denen sich die Beraterinnen Natalya Draeger, Anna Pahl und Hiam Stülten befassen, sind vielfältig. Mangelnde Sprach- und Ortskenntnisse erschweren die Situation der Hilfesuchenden ebenso wie Abhängigkeitsproblematiken oder Gewalterfahrungen. Viele in der Prostitution Tätige leiden unter gesundheitlichen Problemen, verfügen jedoch nicht über eine Krankenversicherung. Ärztliche Hilfe wird deshalb oft nur im Notfall in Anspruch genommen. Daher wird es bei KlaRissa zukünftig auch ärztliche Sprechstunden geben. "Uns geht es wirklich um die Beratung in der jeweiligen Lebenssituation. Als katholischer Wohlfahrtsvorband geht es uns darum, den Menschen so zu sehen, wie er ist. Uns ist es wichtig, die Ressourcen und Potenziale jedes Einzelnen in Gesprächen zu erfahren und auf Grundlage dieser individuelle Lösungen zu finden." sagt Natalya Draeger, die das pädagogische Team in der Leopoldstraße leitet. Allen Kolleginnen ist es wichtig, gute Kontakte im Braunschweiger Hilfesystem aufrechtzuerhalten. Dazu zählen unter anderem das Gesundheitsamt, das Ordnungsamt, das Büro für Migrationsfragen sowie die Ausstiegsbegleitung ASUNA diverse Beratungsangebote des Caritasverbandes. Das Beratungs- und Begleitungsangebot steht Personen jeden Geschlechts offen.
Wer die Arbeit des KlaRissa-Teams mit einer Spende unterstützen will, kann das gerne tun. Unter dem Stichwort "KlaRissa" dankt das Team für Spenden an die Darlehnskasse Münster, IBAN 5740060265 0034 051500.
Zur Pressemitteilung des Caritasverbandes Braunschweig: KlaRissa - Anlaufstelle für Prostituierte / Sexarbeiter/innen